Der vorliegende Spruch dient in seiner Aussage dazu, das Abhandenkommen oder die Entwendung von Weidevieh zu unterbinden. Von besonderem Interesse ist der oberflächige Einschub christlicher Elemente und das Fehlen ritueller Anweisungen. Die gesamte Wirkung liegt im Verbalen und gliedert den Spruch in vier unterschiedliche Teile auf.

Die Zeilen 1-7 stellen dabei eine Art Gelöbnis dar, wobei sich der Sprecher verpflichtet, die Herde zu beschützen und gewissenhaft seine Arbeit auszuführen. Das Vieh soll ebenso vor böswilligen Mächten beschützt werden, wie Jesus vor der Kindstötung des Herodes. Die Kreuzfindungslegende der Hl. Helena dient als Verweis zum glücklichen Auffinden verloren gegangener Tiere. Doch werden diese beiden christlichen Episoden, zusammen mit dem abschließenden "Amen", vielfach als religiös motivierte Ergänzungen angesehen.

In einem zweiten Teil (Zeilen 8-11) wird Garmund aufgerufen, um dem Hirten bei seiner Arbeit zu unterstützen. Die Identität Garmunds ist jedoch nicht geklärt. In seiner ursprünglichen Bedeutung heisst Garmund "Speerschützer" und im Beowulf erscheint ein Garmund als Vater des anglischen Königs Offa. Eine mögliche Deutung des Namens im vorliegenden Spruch wird in der walisischen Benennung des Hl. Germanus gesehen.

Im Anschluss an die Aufrufung, bilden die Zeilen 12-15 den Wunsch, Diebstahl zu verhindern und enden im Aufruf, dass ein möglicher Dieb keinen Vorteil aus seinem Raub gewinnen solle. Ob diese Zeilen noch an Garmund gerichtet ist, geht nicht eindeutig aus dem Text hervor.

Der letzte Teil (Zeilen 16-19) stellt eine Beschwörung gegen einen möglichen Dieb dar, wobei zuerst das Kräftemessen zwischen Zauber und Gegenzauber angeführt wird und der Spruch abschließend in einer Verwünschung endet.

Mit der kontinuierlichen Steigerung der Inkantation vom Gelübde bis zur Androhung wird das verbale Spektrum von Zaubersprüchen hier einzigartig dokumentiert. Erwähnenswert sei auch die indirekte Anführung von Schadenszauber in Zeile 17, der - bedingt durch die klerikale Filterung - nirgendwo überliefert ist.


Anmerkung: Entgegen einigen Editionen wie den ASPR, in welchen die Zeilen 1-7 als fünfzeiliger Prosatext wiedergegeben werden, ist diese Passage hier als siebenzeiliger poetischer Text gegliedert.