In dieser Fülle ist eine Aufzählung germanischer Gottheiten in der althochdeutschen Literatur einmalig. Fol und das weibliche Gegenstück Folla beziehen sich wahrscheinlich auf Gottheiten der Fruchtbarkeit (von Fülle abgeleitet). Ob Balder in Zeile 2 die Riege der erwähnten Götter ergänzt oder als identisch mit Fol aufzufassen ist, oder auch nur in der Bedeutung Herr zu verstehen ist, bleibt ungeklärt und hat zu regen Diskussionen geführt. In den Zeilen 3 und 4 werden zwei weibliche mythologische Gestalten paarweise aufgeführt: Sinthgunt, ein sonst nirgendwo belegter Name, die hier in Beziehung mit Sunna (Sonne) gesetzt wird und Frija, die Gemahlin Wodans zusammen mit Folla, analog wahrscheinlich auch als Gemahlin Fols zu verstehen. In jeder dieser Zeilen ist unklar, ob es sich um eine Aufzählung in der Form Frija und ihre Schwester Folla, oder um eine verwandtschaftliche Bestimmung, Frija, die Schwester Follas, handelt.

Inhaltlich soll der Spruch die Verrenkung oder den Bluterguss am Bein eines Reitpferdes heilen, ein Thema das eine weite Verbreitung aufweist und mit etlichen parallelen Sprüchen bis in die Neuzeit belegt werden kann.
Auch in diesem Zauberspruch wird die eigentliche Beschwörung durch eine mythologische Erzählung eingeleitet, die als Vorbild für die zu erzielenden Wirkung gelten soll. Die Formel selber wird Wodan (=Odin), der mächtigsten Gottheit, in den Mund gelegt und gewinnt dadurch natürlich an Kraft. Darüber hinaus wurde Wodan in seiner Funktion als Pferdeheiler bereits auf Amuletten des 5./6. Jh. abgebildet, so dass sich auch dieser Zauberspruch in eine überlieferte Heilstradition einbetten lässt.